Was passiert in Nieren und Blase?
In den Nieren wird das Blut ständig gefiltert, ca. 1700 Liter pro Tag. Abbauprodukte von Stoffwechseln und Medikamenten, aber auch Mineralstoffe und überschüssige (wasserlösliche) Vitamine werden herausgefiltert. In zwei Stufen wird zuerst der sog. Primärharn gebildet. Bei einem Erwachsenen sind das etwa 160 Liter pro Tag. Das meiste Wasser und auch der größte Anteil der darin enthaltenen gelösten Substanzen werden aber zurück gehalten und wieder dem Blutkreislauf zugeführt. In der zweiten Konzentrationsstufe wird, je nach Flüssigkeitszufuhr, täglich 1,5 – 3 Liter Sekundärharn (Urin) gebildet und in der (Harn-)Blase gesammelt. Die Blase ist ein Hohlorgan, dessen Wände von Muskelschichten gebildet werden. Sie kann sich enorm dehnen und dann bis zu einem Liter Urin aufnehmen. Der Harndrang ist jedoch schon bei einer Füllmenge von 150 – 300 ml so groß, dass man sie leeren möchte. Dies geschieht durch die Harnröhre, die sich der Blase anschließt. Zusammen nennt der Arzt diese Organe „ableitende Harnwege“. Ein ringförmiger Schließmuskel verhindert, dass sich die Blase ständig und/oder ungewollt entleert. Die Blase entleert sich nie vollständig. Die verbleibende Menge nennt man Restharn.
Welche Erkrankungen der Nieren und Blase gibt es?
Nieren- und Blasenentzündungen haben unterschiedlichste Ursachen und betreffen die verschiedenen Regionen der Organe.
Neben den selteneren Auto-Immun-Erkrankungen treten häufig Bakterien als Verursacher von Nieren- und Nierenbeckenentzündungen auf. Oft ist der Erreger E.coli, der durch unachtsames Reinigen vom eigenen After in die Harnröhre gebracht wird.
Die Bakterien dringen durch die Harnröhre in die Blase ein; häufiger Harndrang und Brennen beim Wasserlassen sind dann die untrüglichen Anzeichen einer beginnenden Blasenentzündung. Von dort aus können die Bakterien weiter durch den Harnleiter in die Nieren aufsteigen und dort ebenfalls Entzündungen hervorrufen. Eine Nieren(becken)entzündung muss immer und auch möglichst schnell von einem entsprechenden Facharzt behandelt werden, um schwerwiegende Schäden an den Nieren zu verhindern!!
Frauen erleiden drei- bis viermal häufiger Entzündungen der ableitenden Harnwege als Männer. Das wird vor allem damit begründet, dass Krankheitserreger in die (im Vergleich zu Männern) nur halb so langen Harnröhre leichter eindringen können.
Kann ich eine Blasenentzündung selbst behandeln?
Nicht immer ist bei den ersten Anzeichen einer Blasenentzündung der Facharzt sofort erreichbar. Deshalb macht es durchaus Sinn sofort selbst mit einer Spültherapie zu beginnen und viel zu trinken. Tees oder Extrakte aus Bärentraubenblätter, z.B. Arctuvan® oder Blasen- und Nierentees von Heumann® oder Sidroga® haben sich bewährt. Bärentraubenblätter (Folia Uvae Ursi) erhöhen die Harnmenge und wirken bakterienabtötend. Die Anwendung von Wacholder sollten Sie dagegen sehr kritisch betrachten, da Wacholder zwar ebenfalls die Harnausscheidung erhöht, aber dies durch eine Mehrdurchblutung und damit einer Reizung der Nieren bewirkt. Bei einer Nierenentzündung ist das eher schädlich als hilfreich!! Wenn die Symptome allerdings nach zwei bis drei Tagen noch nicht verschwunden sind, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, der Ihnen dann ggf. ein Antibiotikum verordnet.
Was kann ich vorbeugend tun?
Tägliches Wechseln der Wäsche und der Handtücher sind, ebenso wie Kochen der Wäsche oder Zugabe eines desinfizierenden Waschmittelzusatzes, hilfreiche Hygienemaßnahmen. Darüber hinaus kann die Verwendung einer desinfizierenden Intim-Waschlotion das Infektionsrisiko vermindern. Wichtig ist, dass Sie nach jedem Stuhlgang von vorn nach hinten wischen. Wenn Sie häufiger als drei bis viermal im Jahr eine Blasenentzündung haben, sollten Sie einen Facharzt aufsuchen.
Ihr Apotheker Joachim Schulz
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