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Im November 2018
Liebe Kundin, lieber Kunde,
Liebe Patientin, lieber Patient!
Hier sind die wichtigsten Fakten zum Rückruf und dem Lieferengpass von Valsartan. Für weitere Fragen stehen wir Ihnen natürlich gerne zur Verfügung.
Was ist passiert?
In den Apotheken wurden seit dem 5. Juli 2018 fast alle Medikamente zurückgerufen, die den blutdrucksenkenden Wirkstoff Valsartan enthalten. Rund 900.000 Menschen in Deutschland wurden solche Medikamente bisher regelmäßig vom Arzt verschrieben. Der Grund für den Rückruf ist eine Verunreinigung mit dem potenziell krebserregenden Stoff N-Nitrosodimethylamin (NDMA).
Wie konnte das passieren?
Fast alle Hersteller beziehen den Wirkstoff bei einem Lieferanten aus China! Dort wurde 2012 die Herstellung umgestellt, was zu der Verunreinigung geführt hat.
Warum wurde die Verunreinigung erst jetzt entdeckt?
Bei Qualitätskontrollen können nur Verunreinigungen gefunden werden, nach denen man auch sucht. Die aktuell festgestellte Verunreinigung war nicht zu erwarten – und damit auch nicht nachweisbar mit den verwendeten Testmethoden.
Was ist N-Nitrosodimethylamin (NDMA)?
NDMA zählt zu den Nitrosaminen und kann möglicherweise Krebs erzeugen. Im Tierversuch an Nagetieren wurde eine krebserregende Wirkung auf Leber, Niere, Lunge und Blutgefäße festgestellt. Daten zur Wirkung am Menschen gibt es nicht. Die Substanz kann auch in gepökeltem Fleisch sowie in alkoholischen Getränken vorkommen.
Warum kann ich mein Arzneimittel nicht einfach umtauschen?
In der Apotheke können Sie Ihr Arzneimittel zwar zur Entsorgung abgeben, austauschen dürfen wir das Medikament aber nicht. Auch die Zuzahlung gibt es nicht zurück. Denn die Apotheke darf Arzneimittel nur beim Vorliegen einer gültigen Verschreibung abgeben. Sie brauchen also ein neues Rezept. Entsprechend muss gegebenenfalls auch wieder die gesetzliche Zuzahlung geleistet werden. Ihre Krankenkasse ist durch die restriktive Preispolitik gegen die Pharmahersteller und die Apotheken verantwortlich für dieses Desaster. Machen Sie Ihrer Krankenkasse Druck und fordern Sie Ihre Krankenkasse auf, die durch den Rückruf entstandenen Mehrkosten zu übernehmen.
Welche Alternativen gibt es?
Ärzte können Arzneimittel, die nicht vom Rückruf betroffen sind und als sicher gelten, zu Lasten der Kasse verordnen. Alternativ kann dosisäquivalent auf einen anderen Wirkstoff aus der Gruppe, z.B. Candesartan, umgestellt werden.
Wie soll ich mich verhalten, wie groß ist das gesundheitliche Risiko?
Sie sollen das Arzneimittel nicht eigenmächtig absetzen, aber sich möglichst bald ein verunreinigungsfreies oder wirkäquivalentes anderes Sartan von Ihrem Arzt verordnen lassen. Die Arzneimittelkommission bewertet das Risiko inzwischen als „besorgniserregend“ !
Welche Hersteller sind betroffen?
Bislang haben mehr als zwanzig Hersteller ihre Valsartan-haltigen Arzneimittel zurückgerufen. Betroffen sind sowohl Monopräparate, als auch die Kombination mit Hydrochlorothiazid.
- Ratiopharm/AbZ/CT
- Hexal/1A Pharma
- Stada/Aliud
- AAA Pharma
- Hennig
- Puren/Actavis
- Basics
- Zentiva
- Heumann
- Dexcel- Mylan dura
und weitere!
Welche Hersteller sind nicht betroffen?
- Novartis
- TAD
Allerdings kann augenblicklich nur noch Novartis und TAD liefern. Da sich die Preise der Produkte von Novartis, Diovan/Codiovan und Provas, weit über dem Festbetrag bewegen, kommen dann für Sie, als gesetzlich versicherten Patienten, erhebliche Aufzahlungen in der Apotheke hinzu. Ihre Krankenkasse ist nicht bereit, auch nicht in dieser Notsituation, von den vertraglichen Regelungen abzuweichen. Sie können dann nur versuchen zu klären, ob Ihre Krankenkasse im Einzelfall bereit ist, Ihre Aufzahlung auszugleichen.
Ihr Apotheker Joachim Schulz
Last edited on 05.12.2018 11:09.