Oh weh, oh weh, die Venen!!
Nach seriösen Schätzungen leiden in Deutschland über fünf Millionen Menschen an chronisch venöser Insuffizienz CVI, in der Mehrzahl Frauen. Bewegungsmangel, zu viel Sitzen und falsche, ballaststoffarme Ernährung sind die häufigsten Ursachen für Krampfadern und andere chronische Venenerkrankungen.
Wie funktionieren unsere Venen?
Die Venen sind im Gegensatz zu den Arterien nicht von Muskulatur umgeben. Dafür haben sie Venenklappen in regelmäßigen Abständen, die, schematisch betrachtet, wie Ventile arbeiten. Das Blut wird durch das Öffnen und Schließen der Klappen, wie in einem Fahrstuhl nach oben zum Herzen befördert. Dazu benötigen die Venen den Druck aus den benachbarten Arterien (Arterienpumpe) ebenso, wie die Muskelpumpen in Füßen, Sprunggelenken und Unterschenkeln als Hilfen. Die Kontraktion der beteiligten Muskeln drückt das venöse Blut zum Herzen, die Venenklappen verhindern ein Zurückfließen.
Chronisch venöse Insuffizienz – was ist das eigentlich?
Krampfadern (Varizen) werden von den betroffenen Personen vor allem als kosmetisches Problem angesehen. Im fortgeschrittenen Stadium kann CVI aber zu schwerwiegenden Folgeerscheinungen wie Thrombose oder Ulcus cruris venosum (sog. offenes Bein) führen.
Sind die Muskel- und Arterienpumpen zu schwach, fehlt außerdem die notwendige Bewegung und liegt dann auch noch eine allgemeine Bindegewebsschwäche vor, kann es in Zusammenhang mit einer Endothelzellschädigung in den venösen Gefäßen zu entzündlichen Prozessen und damit letztendlich zu CVI kommen.
Das Anfangsstadium meldet sich mit geschwollenen Knöcheln, Stauungsgefühlen und Kribbeln in den Beinen. Dann folgen kleine Besenreiser und bläulich durch die Haut schimmernde Venen. Im späteren Stadium sind die Krampfadern schon deutlich zu sehen und gehen auch über Nacht nicht mehr weg. Die Haut verändert sich, braune Flecken sind zu sehen; ein Zeichen dafür, dass das Eisen der roten Blutkörperchen aus den Venen ausgetreten ist. Im weiteren Verlauf kommt es dann zu verhärteten weißen Hautarealen. Diese Dermatosklerose ist irreversibel. In der letzten Stufe tritt dann der Ulcus cruris venosum, das „offene Bein“ auf.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Die klassische Möglichkeit ist die Kompressionstherapie. Individuell werden den Patientinnen Kompressionsstrümpfe angepasst, die die Arterien- und Muskelpumpen von außen unterstützen. Der Nachteil dieser Methode ist, dass viele Patienten ihre Strümpfe nur sehr ungern tragen, erst recht im Sommer, wenn es heiß ist und die Haut kribbelt und juckt. Oft landen die Strümpfe dann im Schrank, wo sie natürlich nicht helfen können.
Ähnlich gut wirksam sind Medikamente, die Löcher im geschädigten Endothel „flicken“ können. Hier haben sich Pflanzenextrakte in Form von Kapseln und Lösungen bewährt. Der Extrakt aus Weinblättern enthält Flavonoide als Wirkstoffe, die sich gut als „Kesselflicker“ eignen, z. B. Antistax® . Rosskastaniensamenextrakt enthält ein Gemisch von Saponinen, das als Aescin bezeichnet wird, enthalten u.a. in Venostasin® retard. Klinische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Wirksamkeit dieser pflanzlichen Zubereitung vergleichbar ist mit einer Kompressionstherapie mit Strümpfen der Kompressionsklasse II.
Was kann man sonst noch tun?
Acetylsalicylsäure, 100mg/Tag, z.B. Aspirin® 100 oder ASS 100mg ist als zusätzliche Therapie sinnvoll, da dieser Wirkstoff gleichzeitig dem Thromboserisiko und der Entzündung in den Venen entgegen wirkt.
Wassertreten, Kalte Duschen über die Beine, ausreichende Bewegung und Sportarten, bei denen die Beinmuskulatur beansprucht wird, helfen ebenfalls. Außerdem bietet sich noch eine spezielle Fußgymnastik als vorbeugende Maßnahme an. Zur Überprüfung der Funktion Ihrer Venen bietet Ihnen die Stern-Apotheke von Zeit zu Zeit eine Mess-Aktion an. Nutzen Sie diese Angebote!
Ihr Apotheker Joachim Schulz