Das Salz in der Suppe - Welche Rolle spielt Kochsalz (NaCl) bei der Hypertonie (Bluthochdruck)?
Der Bluthochdruck ist der entscheidende Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie z.B. Schlaganfall und Herzinfarkt.
Die wichtigsten Risiko-Faktoren für die Entstehung/Manifestierung von Hypertonie sind:
Übergewicht, übermäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, Nikotin, Stress und eine genetische Disposition. Ist nun übermäßiger Kochsalzverzehr ebenfalls als Risikofaktor zu sehen? Die klassische Empfehlung bisher lautete: Die tägliche Kochsalzzufuhr sollte (nach WHO) für alle Hochdruckkranken und – gefährdeten nicht mehr als 5 g pro Tag betragen.
Demnach sind folgende salzarme Nahrungsmittel mit weniger als 1200mg Natrium / 100g Lebensmittel geeignet:
Obst, Gemüse, Kartoffeln, Nüsse, Hülsenfrüchte, Getreideerzeugnisse wie Mehl, Nudeln, Reis, Milchprodukte wie Joghurt, Quark, Buttermilch, Eier, Fleisch, Fisch. Weiterhin Getränke wie Mineralwasser unter 20 mg Na/l, Obstsäfte, Tee oder Kaffee.
Folgende, salzreiche Nahrungsmittel mit mehr als 2500mg Natrium / 100g Lebensmittel sind dazu ungeeignet:
Gepökelte und geräucherte Fleisch- und Fischprodukte, Wurst, Käse mit hohem Fettanteil,
Fertigsuppen, Fertiggerichte, Würzmittel wie Brühwürfel, Bratensoße, Sojasoße, Senf, Ketchup, Hefeextrakt, Kartoffelchips, Knabbergebäck, Laugenbrezeln u.Ä.
Gibt es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Kochsalz-Zufuhr und Hypertonie?
Der kausale Zusammenhang zwischen Kochsalz-Zufuhr und Hypertonie geht auf tierexperimentelle Daten aus den 1950er Jahren zurück. Ein grundsätzlicher Zusammenhang ist unstrittig! Nach wie vor wird aber kontrovers diskutiert, wie quantitativ bedeutsam der Kochsalz-Effekt ist! Der erhöhte Konsum von Fertig-Lebensmittel führt zu einer Erhöhung der Kochsalz-Zufuhr in den Industrie-Nationen auf etwa 10 g/d (WHO-Empfehlung < 5g/d).
Ist die Pathophysiologie bekannt?
Es handelt sich wohl um ein multifaktorielles Geschehen:Die Wirkung wird eher dem Natrium als dem Chlorid zugeschrieben und deshalb auch nur diese Aktivität/Konzentration betrachtet. Diskutiert wird, dass durch eine erhöhte intrazelluläre Na-Konzentration, über einen gesteigerten Natrium-Calcium-Austausch, die Calcium-Konzentration ebenfalls ansteigt und eine erhöhte Kontraktion der glatten Muskulatur (Herz) verursacht -> Blutdruck steigt! Eine mögliche Rolle spielt auch eine individuelle genetische Disposition hinsichtlich der Aktivität des Na+/H+-Antiporters -> führt zur erhöhten Reaktionsbereitschaft der glatten Muskulatur gegenüber Adrenalin (wirkt blutdruckerhöhend) und anderen Gefäß-aktiven Substanzen.
Die Kochsalz-Kontroverse
Die klinische Bedeutung der Kochsalzzufuhr für Entstehung und progradientes Fortschreiten von Hypertonie und kardiovaskulären Erkrankungen wird sehr kontrovers diskutiert:Die einen Wissenschaftler sehen eine erhöhte NaCl-Zufuhr als einen der Hauptgründe für Hypertonie. Die Anderen sehen in diesem Zusammenhang nur marginale Effekte. Studien widersprechen sich gegenseitig.
Das Alderman-Modell (2007)
Nach Alderman und Anderen gibt es ein OPTIMUM für die Kochsalz-Zufuhr von 5-7 g/d (entspricht 2-3 g Na+/d).Bei zu niedriger Zufuhr von Natrium kommt es, wahrscheinlich infolge des Anstieges von Adrenalin, Noradrenalin und LDL-Cholesterins, wiederum zu einer Erhöhung von (kardio-) vaskulären Folgeschäden.
Die Auswirkung der Kochsalzzufuhr ist individuell!
Beim gesunden Menschen hat die NaCl-Zufuhr von den üblichen 10g/d offensichtlich KEINEN! blutdruckerhöhenden Effekt! Bei Patienten mit erhöhtem Blutdruck gibt es eine individuelle Sensitivität; nur bei etwa 50% kommt es durch Reduktion der Salzzufuhr zu einem verringerten Blutdruckwert!
Die Empfehlung der WHO (World Health Organisation = Weltgesundheitsorganisation) daraus ist die sog. DASH-Diät. DASH bedeutet: Dietary Approaches to Stop Hypertension; alsofettreduzierte Vollwerternährung mit Fisch, pflanzlichen Fetten (Olivenöl, Avocado), Milch und Milch-Produkten (Käse in Maßen), Vollkorn, viel Obst und Gemüse, Kohlenhydrate in Form von Kartoffeln, Nudeln und Reis. Dafür aber wenig rotes Fleisch essen und auf süße Getränke am besten ganz verzichten!
-> im Prinzip ist die Mediterrane Küche nichts Anderes!
Ihr Apotheker Joachim Schulz
Last edited on 14.10.2014 11:07.